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Lebe langsam - lebe bewusst

Live slow - leicht gesagt, bei all dem Stress...

 

"Lebe langsam" oder besser "lebe bewusst" ist für mich eine Herzensangelegenheit und der Schlüssel zum Erfolg. Erfolg nicht im Sinne von volleren Auftragsbüchern oder einer Lohnerhöhung. Erfolg im Sinne von einem erfüllten Leben, von Ausgeglichenheit, einer inneren Ruhe und dem ständigen Bewusstsein, nur dieses eine Leben zu haben...

 

Aber wo fangen wir an? Wie bekomme ich es hin, bewusster zu leben? Mein Tag ist vollgepackt mit Job, Kindern, Verpflichtungen gegenüber meinem Partner, Finanzsorgen, Familie und Freunde. Jeder will nur was von mir. Jeder zapft ständig meine Energiereserven an und wenn ich ehrlich bin, bin ich deswegen bereits seit Jahren leer, ausgepowert und irgendwie auch unglücklich. Ich sehne mich nach nichts mehr, als nach Ruhe, innerem Frieden und dem Gefühl, dass irgendwie alles gut ist!

 

So geht es vielen. So geht es mir immer wieder.  Die Regale bei den Buchhändlern platzen vor Ratgebern zu diesem Thema (siehe gerne auch bei meinen Buchtipps!).

 

Ich werde versuchen in weiteren Artikeln auf Ursachensuche zu gehen. Warum dreht sich alles immer schneller? Was bedeutet das für den Menschen? Welche Möglichkeiten gibt es, die Bremse langsam anzuziehen?

 

Im Moment und in diesem Artikel möchte ich einfach einmal meine persönlichen Tipps zu "bewussterem Leben" geben. Ich habe in den vergangenen Jahren gelernt, wie wichtig es ist, dieses eine Leben bewusst zu Leben. Nicht erst nach meiner brutalen Krebsdiagnose im Februar 2016 - aber ganz sicher ab dieser Diagnose wurde mir noch schneller bewusst, dass es schlicht gesagt blöd ist, durchs Leben zu hetzen, nicht links und nicht rechts zu schauen, dabei viel zu verpassen und von einer Sekunde auf die andere ist der Film zu Ende. Dabei hätten wir noch so viel vorgehabt!

 

Das klingt wie ein Widerspruch? Wenn ich noch so viel vorhabe, muss ich doch ordentlich Gas geben, um alles zu schaffen. Heute, in dieser Woche, noch dieses Jahr... Hierzu gibt es eine sehr schöne und sehr passende buddhistische Weisheit:

 

"Meditiere täglich eine halbe Stunde. Ausser an Tagen, an denen Du wirklich keine Zeit hast.

An solchen Tagen meditiere eine Stunde." 

 

Hier nun meine persönlichen Methoden und Tricks zu mehr Ruhe, für Entschleunigung, mehr Bewusstsein und letztlich viel mehr Lebensqualität. Meine Art und Weise, mit dem Thema umzugehen, passt sicher nicht für jeden. Vielleicht aber kannst Du hier zumindest Ansätze oder Ideen finden, die für Dich passend gemacht werden können.

 

Wichtig hierbei wie so oft: Mach es einfach. Jetzt. Fange nicht morgen oder am Montag damit an, sondern in dieser Sekunde! 

 

Meine Ruhe- und Entschleunigungsmethoden in der Kurzübersicht:

  • Ich verzichte immer wieder auf mein Smartphone. So wichtig und toll die modernen Smartphones sind. Ich bin überzeugt davon, dass Du die Nutzung limitieren musst. Ansonsten macht es Dich unentspannt, krank und unbewusst. Wie könnte ich in einem Gespräch mit Menschen präsent sein, wenn ich permanent auf das Display schiele oder mir der Vibrationsalarm in der Tasche signalisiert, dass schon wieder etwas ganz Wichtiges passiert ist?
  • Gerne setze ich mich zumindest einmal am Tag hin und tue - nichts. Vielleicht schauen Dich Deine Mitmenschen bei den ersten malen fragend an. Wer sich aber für Dich interessiert, wird eventuell nachfragen... Meine Antwort auf die Frage "Was tust Du?" lautet dann immer schlicht "Nichts." 
  • Ich musste mich am Anfang an den Gedanken gewöhnen.... Dann aber ist es befreiend, wohltuend und führt wirklich zu innerer Rufe: Ich habe gelernt, nur mit mir zu sein. Ich lasss Radio und Fernsehen einfach aus und höre in die Stille. Es ist in Ordnung wenn man allein sein will und es ist sicherlich für einen liebenden Partner oder die Kinder fein, wenn man ihnen erklärt, dass man den Moment Ruhe alleine benötigt. Im übrigen sind die von mir in den vergangenen Jahren bevorzugten Sportarten Laufen, Schwimmen und Radfahren. Bei allen dreien bin ich meistens alleine oder finde zumindest  eine große Ruhe. Ich spüre meine Muskeln, ich merke die Erschöpfung, ich spüre den Regen auf meiner Haut und höre meinen Atem.... Wenn ich anschließend noch in einer ruhigen Ecke meinen Körper dehnen kann und spüre, wie er sich langsam von der wohltuenden Belastung erholt, ist das eines der besten Ruheerlebnisse für mich...
  • Ich habe mir angewöhnt, nicht mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Wenn ich esse, esse ich (es läuft kein Fernseher...). Wenn ich mit den Hunden im Wald bin, spaziere ich (ich habe das Telefon nicht einmal bei mir...)
  • Ich spiele Gitarre. Nicht gut ;-) - aber ich spiele. Ich habe eine zeitlang meditiert. Angeleitet in Gruppen und daheim allein. Das Gitarrespielen habe ich 2016 während einer schweren Erkrankung und zwischen den Therapiezyklen angefangen. Es ersetzt im Moment meine Zen-Meditation komplett. Kaum habe ich die Gitarre im Arm, verspüre ich eine unglaubliche Ruhe. Vielleicht ist es die totale Konzentration auf nur diese eine Sache...?
  • Ich sage auch einmal NEIN. Das ist ganz wichtig. Ich muss, kann und will nicht allen Menschen und Anforderungen gerecht werden - zumal nicht, wenn der Preis dafür wäre, das ich selbst auf der Strecke bleibe! Ein guter Freund versteht es, wenn Du die Verabredung zum Sport auch mal absagst. Ein gesunder Egoismus ist hier hilfreich.... Es geht um Dich! Und letztlich haben die Menschen, denen Du vielleicht auch mal einen Korb gibst, am Ende mehr davon und mehr von Dir, wenn sie Dich am Folgetag entspannt sehen...
  • Weniger ist für mich oft mehr. Wir ertrinken in Material. Wir häufen im Laufe eines Lebens Unmengen an Zeug an, welches wir nach kurzer Zeit nicht mehr benötigen. Ich achte beim Einkaufen immer öfter auf mich selbst und stelle mir die Frage, ob dieses neue T-Shirt in meinem Kleiderschrank Sinn macht. Jeglicher Besitz bringt ja auch Verantwortung mit sich. Ich will hier nicht das Asketentum beschwören oder einen minimalistischen Lebensstil. Aber ich stelle mir immer mal wieder die Frage, ob diese Anschaffung sein muss... Und wie schockierend und gleichzeitig befreiend kann es sein, einmal den Kleiderschrank auszumisten! Das ist vielleicht der richtige Beginn, einen Prozess des Nachdenkens in dieser Sache auszulösen.... ;-)

Weitere Punkte folgen, wie Sie mir einfallen oder im Alltag auffallen...

 

Steffen