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Aus der Natur lernen - to save the planet

Aus der Natur lernen – back to the roots to save OUR planet...

 

Gestern am frühen Morgen hatte ich eine sehr sehr eindrucksvolle Begegnung. Ich bin in Tansania und wir übernachten in der Nähe von Mloka, einem kleinen, überwiegend sehr armen und typisch ostafrikanischen Dorf.

 

Die Menschen hier haben wirklich andere Sorgen als Tierschutz, Mülltrennung oder Luftverschmutzung. Viele haben davon unter Umständen noch nie gehört, noch würden sie unsere Sorgen verstehen oder gar teilen. Viele Menschen wissen morgens nicht, ob sie abends wieder hungrig ins Bett gehen müssen, ob sie wieder gesund werden (es gibt nüchtern betrachtet kein funktionierendes Gesundheitsstem) oder ob sie heute evtl. zu den Glücklichen gehören, die sich irgendwie ein paar Dollar oder Tansanische Schilling dazuverdienen können.

 

Umso erstaunlicher folgende Begegnung, die mich wirklich inspiriert und begeistert hat: Mein Guide und Freund Thomas organisierte eine frühe „walking Safari“ mit einem der Einheimischen. Ich lernte „Didi“ sofort als aufgeschlossenen, gastfreundlichen, sehr naturverbundenen und modern aufgeklärten Menschen kennen. Er war offenbar stolz darauf, mir Einblicke in „seine“ Natur zu gewähren, mir Tierspuren zu erläutern und immer wieder Tiere zu zeigen, an denen ich selbst schlicht „blind“ vorbei gelaufen wäre. Didi bewegte sich barfuß, elegant und geräuschlos – fast wie man es sich von wilden Tieren vorstellt, die hier täglich den Kampf um Nahrungssuche und ums Überleben kämpfen. Er macht immer wieder Rufe von Wildtieren (Vögeln und Affen) nach und bekam stets Antwort aus dem dichten Wald. Nach knapp zwei Stunden fiel mir auf, dass ich teilweise nicht mehr unterscheiden konnte, ob die Rufe im Wald vom direkt vor mir laufenden „bushman“ oder von Tieren stammten.

 

Eine an sich schon beeindruckende Szene. Beeindruckend, wie sehr nah Menschen noch in der Natur verbunden sind, wie sie in der Lage sind, in dieser teilweise menschenfeindlichen Umwelt zu überleben und wie weit wir von all dem entfernt sind. Das ist natürlich noch kein Umstand, der meine Leser oder mich großartig überraschen würde...

 

Überraschend, ja für mich fast atemraubend, waren Didis Exkurse in Sachen Umweltschutz..... Als er mir zeigte wie seine Vorfahren und auch teilweise heute noch Jäger, die oft tagelang unterwegs sind, einen Termitenhügel öffen, die Tiere herauslocken oder mittels Hilfsmitteln aus der Natur herausangeln, kam er auf das weltweite Problem der Luftverschmutzung durch Massentierhaltungen in der westlichen Welt zu sprechen und, so meinte er augenzwinkernd aber doch nicht ohne eine gewisse Ernsthaftigkeit, hier sei die Ernährung durch Insekten doch durchaus eine der denkbaren Alternativen. Da fielen mir sofort zwei Firmengründer ein, die ich zwei Wochen zuvor im deutschen Fernsehen bewundert habe („Höhle der Löwen“). Sie wollen den unter Umständen steinigen Weg gehen und insektenbasierende Ernährung (z.B. Patties für Burger) auf dem europäischen Markt wagen. Das erklärt ich Didi. Schnell kamen wir von einem Thema zu anderen. Er beklagte die massive und weltweite Verschmutzung der Ozeane durch Plastikmüll und kam immer wieder zu dem Ergebnis: Wenn den Menschen nur bewusster wäre, dass sie nur mit intakten Weltmeeren und ohne ausbeuterische Eingriffe in die Natur (inklusive des rein profitorientierten Massenabschlachtens beispielsweise von Elefanten, deren Aufgaben im Ökosystem er anschaulich darstellte) überleben können, wäre das die halbe Miete.

 

Ich kann diesem Mann, der flink wie ein Affe auf Bäume stieg und mir zeigte, wie er im Busch überleben würde, nur beipflichten. Bei mir war es am Ende eine Mischung aus Dankbarkeit, Hoffnung aber auch Scham, selbst aus einer Gesellschaft zu kommen, die sich erstens weit von den Wurzeln entfernt hat und zweitens (trotzdem wir im Zeitalter der Rund-um-die- Uhr-Aufklärung leben) teilweise einen Dreck darauf gibt.

 

Es liegt mir an dieser Stelle fern, über Massentierhaltung zu wettern oder gar Fleischkonsumenten anzuprangern. Jedem das seine – aber doch bitte nicht auf Kosten unserer Zukunft und unserer Kinder!

 

Ein Umdenken findet statt, und das ist „höchste Eisenbahn“. Und bevor der Einzelne unserer ach so aufgeklärten „modern world“ mit Fingern auf Umweltverschmutzung in der dritten Welt  (diesen Begriff hat wahrscheinlich auch jemand aus der Ersten Welt erfunden) zeigt, die es zweifelsohne gibt, sollte er darüber nachdenken, ob es beim Shoppen nicht ohne Plastiktüte geht, und ob das Fleisch zum Kilopreis von € 3,99 wirklich ein Schnäppchen für ihn ist (ich möchte hier gerne forsch vorgreifen – ist es nicht!).

 

Lasst uns doch dem Rest der Welt zeigen, WIE aufgeklärt wir sind. Lasst uns nicht nur rumlabern, sondern Dinge anpacken. Jeder für sich, jeder ein klein wenig. Es tut nicht weh – im Gegenteil es macht sogar Spaß!

 

Macht es wie Didi: Geht in den Wald. Seid dankbar, dass Ihr dort sein dürft. Macht Euch bewusst, was er (und nicht nur er) für uns Menschen bedeutet. Macht Euch Gedanken, wie Ihr die Zukunft Eurer Kinder sehen wollt...

 

Ürigens: Didi ist 28 Jahre alt, in seinem Dorf Lehrer (ein sehr angesehener Beruf in Tansania) und sprach in perfekten Englisch mit uns. Ihr seht also: Man muss nicht auf ein modernes Leben verzichten, um ein nachhaltigeres und zukunftsorientierteres zu führen.

 

Haut rein – ich zähle auf Euch!

 

Grüße aus einem wunderbaren und sehr lehrreichen Land...

 

Steffen