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Dem Tod so nah - Das pure Leben leben...

Vor ziemlich genau drei Jahren ist mir das passiert, wovon man immer glaubt, dass es nur anderen Menschen zustößt. 

 

Diagnose: Krebs. Bösartiger Krebs. Eine seltene Form dieser heimtückischen Krankheit, die ohne Behandlung binnen weniger Monate den Tod bringt. So auch die Prognose des Oberarztes Anfang Februar 2016: "Wenn wir nicht sofort mit der Behandlung anfangen, erleben Sie dieses Weihnachten nicht mehr.". Danke soweit mal für die ehrliche Einschätzung!

 

Inzwischen durfte ich drei Weihnachtsfeste und viele andere wunderbare Tage erleben. Auch Tage, die man besser schnell wieder vergisst. Auch richtige Sch**ßtage. Tage voll Sonnenschein. Tage der Trauer. Stunden der sorgenlosen Leichtigkeit. Tage im Krankenhaus voller Angst. Phasen bei der Arbeit geprägt von Aufregung und Hektik. Spieleabende mit den Kindern. Lange Läufe mit den Hunden durch verschneite Landschaften. Sportliche Fortschritte aber auch manchmal die brutale Erkenntnis, dass der Körper einfach nicht mehr so kann wie vor dem Krebs....

 

Wie auch immer: Ich darf leben. Ich darf teilhaben an all dem. Wie dankbar bin ich dafür! Drei ganze Jahre! Drei Jahre, über die ich mir vor der Krankheit nicht viel Gedanken gemacht hätte...

 

Wenn Du mich fragst, ob man einer solchen Krankheit auch etwas Gutes abgewinnen kann, würde ich spontan sagen: "Ja. Zwei Dinge habe ich gelernt bzw. wurden mir durch den Krebs ins Bewusstsein zementiert: Sei dankbar. Sei achtsam..." Ich weiß, das kannst Du auf jeden "Seelen....seite" auf Facebook lesen. Aber glaube mir: Wenn Du dem Tod ganz nah warst, denkst Du anders über das Leben. Du atmest voller Lust jeden neuen Atemzug. Du lässt Dinge, die Dich früher irrsinnig aufgeregt haben, an Dir abtropfen (meistens jedenfalls). Du entwickelst einen gesunden Egoismus, wenn es darum geht, auch einmal nach Dir zu schauen. Dir ist bewusst, dass jeder neue Tag ein Geschenk ist - und keine Selbstverständlichkeit! Du schiebst Dinge, die Dir wichtig sind nicht mehr permanent auf. Du genießt das pure Leben, weil Dir bewusst ist, dass es schnell vorbei sein kann...

 

Ich möchte behaupten, dass ich in den vergangenen drei Jahren noch intensiver gelebt habe, als davor. Und was kann man nicht alles in drei Jahre packen, wenn man sich traut und vielleicht auch die Notwendigkeit sieht, diese eine Leben verdammt nochmal auch zu leben!!!

 

Deshalb bin ich wild entschlossen, weitere drei Jahre pur zu leben und noch drei und noch drei und noch drei...

 

Jede Menge Ideen trage ich mit mir herum. So viele, dass der verdammte Krebs einfach noch sehr lange warten muss. Sorry cancer! 

 

Das tolle Bild in diesem Artikel trifft es so wunderbar: Renne und lebe intensiv und pur wenn Du kannst. Gehe weiter, wenn Du zwischendrin mal nicht rennen kannst. Krieche oder bewege Dich sonst irgendwie vorwärts wenn es gar nicht anders geht. Aber gib niemals auf! Das hat gar nicht nur etwas mit irgendeiner Krankheit zu tun. Es passt auf alle Lebenslagen. Auf die tollen Phasen und die wirklich schweren...

 

Seid so gut und versucht, wie hart es das Leben gerade mit Euch meint, nach vorne zu schauen. Weint, wenn Ihr müsst, zieht Euch die Decke über den Kopf und schreit ins Kissen... Den ersten Sonnenstrahl aber, der irgendwie zu euch durchdringt, erkennt bitte als Aufforderung, wieder aufzustehen, das Leben anzunehmen und wirklich zu leben...

 

Ich wünsche einen starken Tag, eine wundervolle Woche, einen tollen Sommer, ein geiles Jahr und ein langes, pures Leben!

 

Ein dankbarer Steffen

Drei Jahre danach... ;-)