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Ist Corona womöglich auch DIE große Chance für uns?

HAST DU DICH DAS SCHON EINMAL GEFRAGT? HAST DU DICH DASS IN DEN VERGANGENEN TAGEN GEFRAGT - IM ANGESICHT EINER NEUEN, BRUTALEN BEDROHUNG? GUT!

Warnung: dieser Artikel kann polarisieren und provozieren. Manche Themen und Worte erzielen zwangsweise diese Wirkung, wenn auch nicht unbedingt gewollt. Ich freue mich, wenn Menschen meinen Text lesen, darüber nachdenken, sich vielleicht selbst hinterfragen, ihr Verhalten in der Zukunft anpassen (oder auch nicht!😉), mit anderen darüber diskutieren und somit zeigen, dass ihnen unser Planet, das Leben der anderen, die Zukunft unserer Kinder nicht einfach egal ist.

 

An keiner Stelle will ich die derzeit stattfindende Katastrophe schön reden oder gar gut heißen: Ich selbst bin Hochrisiko-Person durch meine Krebserkrankung, meine berufliche Selbständigen-Existenz ist massiv bedroht und ich sehe unsere engen Freunde in Tansania vor einer Corona-Katastrophe in den großen Zentren in die Berge flüchten, "just to survive"!  Gründe, dem Virus etwas Gutes abzugewinnen habe auch ich nicht.  Es sterben Menschen. Es werden Existenzen zerstört.

 

Der Krise aber auch eine Chance abzutrotzen, in die Zukunft zu blicken und Zerstörtes gemeinsam wieder aufzubauen - das macht uns Menschen aus. 

 

Die Welt wie wir sie kennen, wird gerade auf links gedreht. Aber sie wird sich weiter drehen. Was wird sich nach Corona ändern? Nichts? Der Umgang mit den Ressorurcen? Der Umgang mit uns selbst, der mit anderen Menschen? Deine Einstellung zum Leben? Dein Umgang mit Deiner Gesundheit? 🤧 Ob und was sich ändert liegt doch dann an uns! An uns allen! 

 

Worüber werden wir uns rückblickend wundern? Was stellen wir bereits jetzt, während der Krise, fest, was wir dringend ändern müssen und werden? Geht es Euch nicht auch so, wenn Ihr in Euren Straßen unterwegs seid, dass Ihr fast ungläubig feststellt, was im Angesicht der konkreten Bedrohung funktioniert? Wir wundern uns im Moment, wie weit die Ökonomie zurückgefahren werden kann (nämlich gegen NULL), ohne dass so etwas wie der "sofortige Zusammenbruch aller Systeme" tatsächlich passiert. Als wäre Wirtschaft ein atmendes Wesen, das auch dösen oder schlafen und sogar träumen kann. Ein schöner Gedanke, der das Monstrum gleich in einem sympathischeren Licht erscheinen lässt.

 

Vielleicht wird die Weltwirtschaft während und nach Corona demontiert und neu konfiguriert. Vielleicht wachsen in Produktionen und Service-Einrichtungen wieder regionale Zwischenlager, Depots und Reserven. Ortsnahe Produktionen werden wieder wichtig, Netzwerke werden lokalisiert, das Handwerk erlebt eine Renaissance. Vielleicht ist "etwas mehr lokal als nur global" einer der richtigen Ansätze für die Zukunft. 

 

Es geht insgesamt binnen weniger Tage ruhiger zu. Viel ruhiger. Wir stellen eventuell fest, dass Verzicht nicht unbedingt Verlust bedeutet, sondern sogar neue Möglichkeiten eröffnen kann. Nach einer ersten Schockstarre fühlen sich viele sogar erleichtert, dass das viele Rennen, Reden, Kommunizieren auf Multikanälen plötzlich zu einem Halt kam.  Das war bis vor zwei Wochen undenkbar, war es doch der Herzschlag unserer Welt. Diesen anzuhalten, hätte den sicheren Tod bedeutet! Und nun - geht es doch. Die Erde dreht sich weiter - und nicht mal schlechter.

Die Natur erholt sich teilweise in rasendem Tempo. Der Virus schafft an dieser Stelle das, was wir vielleicht nie wirklich hinbekommen hätten! Nur eine mögliche Vision senden uns die aktuellen Satellitenbilder, die plötzlich die Industriegebiete Chinas und Italiens frei von Smog zeigen. Die Bilder vom sauberen Wasser in den Kanälen von Venedig. 2020 wird der CO2-Ausstoss der Menschheit zum ersten Mal fallen. Auch diese Tatsache wird etwas mit uns machen. Hoffentlich.

 

Paradoxes findet statt: Das hat schon mancher erlebt, der zum Beispiel Intervallfasten probierte – und dem plötzlich das Essen wieder schmeckte. Die körperliche Distanz, die der Virus erzwingt, erzeugt gleichzeitig neue Nähe. Wir lernen Menschen kennen, die wir sonst nie kennengelernt hätten. Wir nehmen Kontakt auf zu alten Freunden, Bindungen in der Familie, die lose und locker geworden waren, werden intensiviert. Familien, Nachbarn, Freunde, sind näher gerückt, man kauft füreinander ein, bringt ein Stückchen selbstgebackenen Kuchen rüber und fragt, wirklich interessiert, wie es den anderen geht. Trotz behördlich verordnetem "Kontaktverbot" nimmt die gesellschaftliche Höflichkeit zu. Menschen kommunizieren wieder. Man lässt andere nicht mehr zappeln. Man unterhält sich verbindlich. Wie sehr habe ich genau das vermisst.

 

Tele- und Videokonferenzen, gegen die wir uns bis gestern gewehrt haben, sind in der Not das einzige Mittel und wir stellen fest, dass sie durchaus praktikabel und produktiv sind. Das Homeoffice ist im Moment für Viele eine Selbstverständlichkeit – weniger Fahrerei, weniger Umweltbelastung, weniger Stress im Stau sind nur ein paar der angenehmen Nebenwirkungen...

 

Wir erkennen aber auch, dass wir angreifbar sind. Wir! JA WIR - DIE ERSTE WELT! Ein verdammter Virus, der binnen Tagen die Welt in Atem hält, bringt Gesundheitssysteme zum Kollaps, lässt Regierungen straucheln, rafft Menschen tausendfach dahin. Mediziner in unserer "tollen ersten Welt", müssen entscheiden, wann ein Beatmungsgerät abgestellt wird, ein Mensch sterben wird, um vielleicht einen anderen zu retten. Kein Horrorszenario aus einem miesen Film - die tägliche bittere Realität mitten in Europa! Wir erkennen, dass wir mit Geld nicht alles kaufen können. Wir erkennen, dass das einzige, was uns bei einer Infektion helfen kann ein starkes Immunsystem ist. Und wir wissen dabei auch, dass wir ein Leben lang grob fahrlässig und in der irren Annahme, dass wir mit Geld und moderner Medizin alles regeln können, mit unserem System, welches jetzt so dringend funktionieren MUSS, umgegangen sind. 

 

Gleichzeitig stellen wir fest, dass Menschen, die vor lauter Hektik bisher nie zur Ruhe kamen, plötzlich ausgiebige Spaziergänge machen, Gesellschaftsspiele spielen und Bücher lesen. Ist das nicht schön, ist das nicht erstaunlich? Ist es nicht unbedingt erstrebenswert, diese Entwicklungen zu erhalten und zu pflegen? Ich finde schon.

 

Könnte es sein, dass das Virus unser Leben in eine Richtung geändert hat, in die es sich sowieso verändern wollte?

Mitten im brutalstmöglichen Shut-Down der Zivilisation laufen wir entspannt durch Wälder oder Parks, oder über fast leere Plätze. Wir schauen in die Sonne und entspannen uns. Das klingt nach einem apokalyptischen Film - es ist vielleicht ein Neuanfang. Wir unterliegen einem massiven Kontrollverlust und es bleibt uns nicht viel übrig ausser "gespannt sein auf das Kommende", neugierig und gewillt mit zu gestalten. Nach der ersten, aber erstaunlich kurzen Zeit der Fassungslosigkeit und Angst entsteht bei vielen eine neue innere Kraft. Lasst uns diese Kraft aufrechterhalten, lasst uns die Zukunft nach Corona klug gestalten, lasst uns keine wertvolle Kraft vergeuden, indem wir in alte Gewohnheiten zurückfallen.

 

Politisch-gesellschaftlich wird in diesen Tagen auch deutlich, dass diejenigen, die Menschen gegeneinander aufhetzen wollen, zu echten Zukunftsfragen nichts beizutragen haben. Wenn es ernst wird, wird das Destruktive deutlich, das in jeglicher Art von Populismus wohnt. Fake News verlieren rapide an Marktwert. Präsidenten lügen sich um Kopf und Kragen (hoffentlich!). Und Verschwörungstheoretiker machen sich, je mehr Kram sie präsentieren, selbst zur Lachnummer. Politik bekommt in dieser Krise teilweise eine neue Glaubwürdigkeit, eine neue Legitimität. In der Krise zeigen sich die wahren Charaktere, sowohl in der Politik, als auch in der Wirtschaft aber auch zwischenmenschlich. Vermeintliche politische Bleichgesichter stellen sich als wahre Krisenmanager dar, die den "Laden zusammen halten", Nachbarn werden zu Helden, selbsternannte Krisenmanager versagen dagegen auf ganzer Linie oder erkennen nicht die Zeichen der Zeit und schauen nur auf den eigenen Bauchnabel.

 

Wenn der Druck zunimmt, zeigt sich eben, wer diesen aushält. Wer bisher die Klappe gehalten hat und nun zur Hochform aufläuft. Und wer bisher nur getrommelt hat, jetzt aber kläglich scheitert.

 

Zyniker, welche die lässige Art, sich die Welt durch Abwertung vom Leibe zu halten, bisher (teilweise durchaus erfolgreich) gepflegt haben sind out. Hysteriker und Verschwörungstheoretiker will niemand mehr hören und ich stelle mir die Frage, wohin beide sich verkriechen, wenn Corona überstanden ist, und keine ihrer irren Theorien auch nur im Ansatz eintraf.

 

Vielleicht lautet die drastische Botschaft des Virus: "Die menschliche Zivilisation ist zu dicht, zu schnell, zu überhitzt, zu oberflächlich, zu unmenschlich, zu geldgesteuert, zu digital, zu global, zu lebensfeindlich geworden. Sie rast zu sehr in eine bestimmte Richtung, in der es keine Zukunft gibt."

 

Deshalb: System reset.

Deshalb: Cool down!

Deshalb: Musik auf den Balkonen!

Mit Dir. Mit mir. Mit uns allen. So geht Zukunft.

 

Ein nachdenklicher, dankbarer und hoffnungsvoller 

Steffen 😔🙏🏼

27. März 2020