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Ironman Trainingstagebuch Woche 13/36

Was für eine irre Zeit! 

 

Eigentlich mit die schönste Zeit des Jahres für Sportler im Allgemeinen und Triathleten im Besonderen... Die Form wird langsam besser, die Temperaturen steigen und das Training im Freien macht immer mehr Spaß. Vorbei die Zeiten, in denen man mit sechs Oberteilen übereinander immer noch frierend auf dem Fahrrad sitzt oder beim Rollentraining daheim stier auf der Stelle tritt. Die Vorfreude auf den Saisonstart der Freibäder steigt täglich!

 

Nicht so in diesem Jahr. Das Corona-Virus und brutale Verbreitung der damit verbundenen Lungenkrankheit hat die Welt fest im Griff. Viel fester als es sich irgendjemand von uns je hätte vorstellen können.

 

Darf ich unter diesem Umständen überhaupt einen Blog-Artikel über meine Vorbereitung einer Langdistanz schreiben. Ist das nicht total daneben im Angesicht der reellen Bedrohung vieler Menschen? Darf man sich in Zeiten wie diesen mit so Dingen wie Sport, Liebe, Kochrezepten oder sonstigen Freuden des Lebens austauschen. Ich denke schon, wenn auch die Freude an vielen Stellen getrübt scheint und das entspannte, völlig losgelöste und mit Spaß verbundene Schreiben schwerer fällt als sonst.

 

In anderen Artikeln habe ich versucht, das Virus, die Folgen für uns aber auch die Chancen, die sich daraus ergeben zu beleuchten. Deshalb jetzt und hier tatsächlich "nur" ein Abriss meiner Trainingswoche:

 

Die Angst fährt mit, die Angst läuft mit. Die Angst vor dem Virus, die Angst infiziert zu werden. Mein durch Chemotherapien angeschlagenes Immunsystem wäre sicherlich nicht gut vorbereitet für eine Attacke dieser Art. However. Das Leben geht weiter, was ich steuern kann, steuere ich. Was unkontrollierbar kommt, kommt eben.

 

Das Training läuft gut. Meine Erkältung, die mich nun über drei Wochen gehandicapt hat, ist endlich vorbei und ich kann seit ca. einer Woche uneingeschränkt trainieren. Mein Coach hat individuell geplant und wir waren beim Wiedereinstieg entsprechend sehr vorsichtig, um dem Körper die Zeit zur Erholung zu geben, die er eben benötigt.

 

Die ersten Zwei-Stunden-Läufe sind absolviert. Sie fallen zwar noch schwer, sind aber machbar. Bei den Radeinheiten merke ich, wie die Kraft in den Beinen zunimmt und die zweite Disziplin auch in dieser Saison wieder meine liebste werden wird. von 180 Kilometern bin ich zwar noch weit entfernt, mein Trainer Hajo versichert mir jedoch immer wieder, dass wir zeitlich voll im Plan liegen. Schwimmen fällt corona-bedingt aus. Dass es allen anderen auch so geht ist kein Trost für mich. Es ist halt ein Fakt! Hadern verbessert mein Schwimmen auch nicht. Was bleibt ist ein sogenanntes "Alternativtraining an Land 😉" mit dem Theraband...

 

Die ersten Wettkämpfe der Saison mussten bereits abgesagt werden, so auch meine erste Herausforderung bei der "Challenge Heilbronn", die am 21. Juni hätte stattfinden sollen. Auch hier gilt: Hadern macht nichts besser. Die Gesundheit geht immer vor und Triathlon, so viel Platz er in einem Jahr der Vorbereitung auf einen Ironman auch einnimmt, ist (wie Jan Frodeno sagte) nur "die schönste Nebensache der Welt". Ich beobachte den Wettkampfkalender und hoffe, dass mein Saisonhighlight, für das ich seit Monaten trainiere und welches relativ spät im Jahr (Anfang September) geplant ist, stattfinden kann... 💪🏼

 

Lieblingstrainingseinheit der Woche: Radfahren gestern über 90 Minuten mit sieben "Intervallen" von je drei Minuten, in denen die Geschwindigkeit kurzfristig erhöht wird. Die Einheit fühlte sich super an. Das Gefühl, dass die Beine immer mehr Power aufbauen (trotz den langen Laufes am Vortag) ist klasse. Und das tolle Gespür für den Körper, das Spiel mit dem Puls, der Wechsel zwischen Belastungsphasen und Erholung während eines Trainings lenkt von den Alltagssorgen - zumindest für 90 Minuten - ab.

 

Lieblingsessen der Woche: Jetzt werde ich mehreren tollen Essen nicht gerecht. Denn Corona bringt zumindest bei uns eines mit sich: Wir kochen und backen mehr als sonst. Wir experimentieren in der Küche. Wir freuen uns an neuen Ergebnissen und genießen, was wir gezaubert haben. Um auf den Punkt zu kommen: Das Highlight dieser Woche war eine Kartoffelpizza, belegt und gewürzt mit Tomaten, Pilzen, Curcuma, Pfeffer, Rosmarin und und und.... Den Teig natürlich mit selbst geriebenen Kartoffeln hergestellt! Veganes Powerfood vom Feinsten! Die nächsten Einheiten können kommen! 💪🏼

 

Abschließen möchte ich mit einem Wunsch an Euch alle: Achtet auf Eure Gesundheit. Achtet auf Euren Körper. Ihr seid zu wertvoll, als dass Ihr fahrlässig damit umgehen dürft. Nicht zu "normalen" Zeiten und nicht während der sogenannten Corona-Krise. Tut was Ihr tun könnt, um andere nicht zu gefährden, zeigt Euch solidarisch mit der Gemeinschaft und bleibt selbst gesund. Ein wesentliches Element hierfür ist ein starkes Immunsystem. Wie ihr das hinbekommt? Richtig! Gut und ausgewogen ernähren und Bewegung an der frischen Luft...

 

Klingt einfach, oder? Also, was hält Euch noch zurück? 😉

 

Achtet auf Euch und Eure Lieben!

 

Wir hören, sehen und lesen voneinander. Spätestens in der kommenden Woche!

 

Steffen