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Das Dumme-Gans-Syndrom...

Ertappst Du Dich manchmal auch dabei? Bei Gedanken und Verhaltensweisen im Umgang mit der Umwelt, die Dir, bei ehrlicher Betrachtung schizophren vorkommen? Ich auch...

 

Wenn Du den Begriff der Schizophrenie in Suchmaschinen suchst, bekommst Du schnell die Antwort, dass medizinische Laien hierunter fälschlicherweise oft die "gespaltene Persönlichkeit". Viel eher würde der Begriff "beliebig gespaltene Verhaltensweisen" auf das passen, was ich meine:

 

Unseren so wenig nachvollziehbaren Umgang mit dem einen Planeten, den wir nunmal nur haben, mit den Ressourcen, den Tieren und Pflanzen, mit unserer Lebensgrundlage. Den teilweise verzweifelten Versuch, unser rationales Erkennen von großen Problemen mit dem Wohlfühlen in der Komfortzone, mit Bequemlichkeit, Gleichgültigkeit und Arroganz zu sortieren.

 

Wir alle lieben die Natur und merken, wie unheimlich gut uns ein Waldspaziergang tut - und tragen mit unseren "dicken Autos" und unserem Konsumverhalten dazu bei, dass die Natur stirbt.

 

Wir lieben und liebkosen unsere Hunde und Katzen, bezeichnen uns selbst deswegen als "tierlieb" - pfeifen aber darauf, dass Tiere für unser Geschmackserlebnis millionenfach bestialisch gehalten, gequält und schließlich qualvoll getötet werden.

 

Wir wissen, wie Fleisch von Tieren produziert wird - reden uns aber ein, dass "unser" Fleisch ja vom Metzger nebenan kommt. Das überall zur Verfügung stehende Videomaterial schauen wir uns lieber nicht an.

 

Wir lieben unsere Winterjacke mit dem Fellkragen, wissen nicht im Ansatz, was für mörderische Qualen dahinter stehen. Wir wollen lieber nicht so genau darüber nachdenken, weil die Jacke so stylisch und so schön kuschelig ist.

 

Dass durch unseren Fleischkonsum Regenwald zum Anbau von Viehfutter abgeholzt wird (ca. 7000 qm, rund die Größe eines Fußballfeldes, in jeder einzelnen Sekunde!!!) wissen wir - aber das Steak schmeckt nun mal so gut! 

 

Wir wissen so viel und handeln so wenig danach. Einfach nur nüchtern den Niedergang des Lebens zu beschreiben, führt offenbar nicht zu den so dringend erforderlichen ja überlebensnotwendigen Verhaltensänderungen

 

Wir wissen, dass wir permanent am Ast sägen, auf dem wir sitzen. Wir wissen, dass unser persönliches Verhalten dazu beiträgt, dass Menschen verhungern, Tiere bestialisch ausgebeutet werden, Arten aussterben und das Klima kaputt geht. Ja, warum zur Hölle handeln wir dann nicht einfach anders? Ist es uns schlicht egal? Ich glaube nicht. Ich habe aber auch nicht die richtige Antwort auf diese Frage...

 

Vielleicht ist der richtige Ansatz, dass wir alle uns folgende Fragen stellen:

 

Ist es mir egal, dass Arten ausgerottet werden, Menschen sterben und die Klimakatastrophe immer greifbarer wird?

Wenn die Antwort auf diese Frage NEIN lautet, wovon ich bei Dir ausgehe, ist die folgende Frage vielleicht die richtige...

 

Tue ich schon etwas, um gegen die Zustände, die ich so nicht gut finde, etwas zu unternehmen?

Wenn die ehrliche Antwort auf diese Frage ebenfalls NEIN lautet, ist die zwingende nächste Frage:

 

Was kann ich denn tun? Wie kann ich mit kleinen Schritten beginnen, MEINEN Beitrag zu einem gesunden Planeten zu leisten? 

Du musst nicht sofort auf alles verzichten, es tut nicht weh, lieb gewonnene Dinge darfst Du weiterhin kaufen, Du merkst bald, dass es nicht nur kein Problem ist, das eigene Verhalten zu hinterfragen, sondern dass es richtig Spaß machen kann, überlegt einzukaufen und zu konsumieren. Mit weniger Fleisch zu kochen, auf Konsumgüter hinter denen unsägliches Tierleid steht zu verzichten... DAS fühlt sich ECHT und gut an!  

 

Hier ein paar Ideen, die die Basis für ein nachhaltigeres Verhalten sein können:

  • Mach dich schlau. Lies Dich ein wenig in die Materie ein und schaue ab und zu einen Clip zu den Themen Umweltschutz, Fleischindustrie, pflanzliche Ernährung, zappe nicht weiter, wenn in den Nachrichten über Hungerkatastrophen berichtet wird... Höre auf, weg zu schauen! (ich lese im Moment das irre gut geschriebene Buch "ÜberLeben" von Dirk Steffens und Fritz Habekuss)
  • Geh öfter, und wenn es nur für eine halbe Stunde ist, in die Natur. Lass das Telefon daheim, jogge, gehe spazieren, genieße die Sonne (oder eben den Regen) auf der Haut und freue Dich an den Farben und Düften... Das Bewusstsein für die Natur ist aus meiner Sicht die Grundvoraussetzung für ein "planetenfreundlicheres" Verhalten. 
  • Lass die Plastiktüten im Supermarkt doch einfach liegen - und nimm Deinen Korb mit zum Einkaufen.
  • Versuche pflanzliche Alternativen zum Fleisch - versuche es doch einmal. Es gibt inzwischen wirklich starke Sachen...
  • Mache ein- oder zweimal in der Woche einen Veggie-Day. Du schonst Ressourcen und wirst schnell merken, dass Dir diese Tage gut tun.
  • Lass die erfolgreiche Schokocreme, die Deine Kinder (und Du 😉) beim Frühstück so lieben, für die aber noch immer Palmöl verwendet wird im Regal stehen, und greife zur palmölfreien Variante. Wenn Du den Grund dafür Deinen Kids auch noch erklärst, sind die sicher mit dabei! 
  • Nimm zum Frisör und zum Bäcker um die Ecke das Fahrrad - das ist zeitgemäß, ziemlich cool und tut Dir gut.
  • Setz Dich beim Spaziergang mit Deinem Hund in die Wiese, knuddel ihn, schau wie er Deine Liebe genießt und werde Dir bewusst, dass Du viel Tierleid zu unserem Vergnügen und "weil es so gut schmeckt" mit Deinem Verhalten vermeiden kannst. 
  • Überrasche Deine Lieben daheim mit einem veganen Kuchen (verrate aber erst nachdem Dich alle für Dein Meisterwerk gelobt haben, dass er vegan ist!)

Wir sind es unserem Planeten, unserer eigenen Gesundheit, vielen Milliarden Menschen, allen andere Kreaturen auf dieser Welt, unseren Kindern und Enkeln schuldig die drohende Zerstörung der Erde nicht nur verstandesmäßig zu erkennen, sondern entsprechend unserer Erkenntnisse, Fähigkeiten und Klugheit genau diese Zerstörung zu verhindern!

 

Abschließend ein Zitat aus "ÜberLeben":

 

Im Moment verhalten wir uns so clever wie die Gans, die jeden Tag glücklicher wird.

Denn mit jedem Tag bekommt sie mehr zu futtern und wird immer fetter.

Doch der glücklichste Tag im Leben einer Gans ist der letzte Tag vor Weihnachten.

 

Steffen

01.06.2020